Die politische Gleichschaltung soll das Deutsche Rote Kreuz in eine willfährige Massenorganisation verwandeln.
Unmittelbar nach Hitlers Regierungsantritt beginnen die Nationalsozialisten damit, Medien, Standes- und Massenorganisationen ihren Willen aufzuzwingen. Mit fast 1,4 Millionen Mitgliedern ist das DRK eine der größten Vereinigungen überhaupt. Wie die meisten bedeutenden Institutionen versichert es dem neuen Regime seine Ergebenheit. Geschickt nutzen die Nationalsozialisten die Unsicherheit nach ihrer Machtübernahme, um allen Gefolgschaft und Willfährigkeit abzupressen. Gleichzeitig reihen sich Parteigenossen und SA-Mitglieder massenhaft ins Rote Kreuz ein.
Im August 1933 wird der Arbeiter-Samariter-Bund verboten. Etwa ein Drittel der Mitglieder tritt zum Roten Kreuz über, das auch einen Teil der Depots und des Vermögens übernimmt. Das DRK bleibt durch die 52.000 Neuzugänge des ASB weiterhin sehr mitgliederstark, obwohl jüdische Mitglieder ausgeschlossen werden und es Übertritte zur SA sowie Austritte aus politischen Gründen gibt.
Leitlinie soll nun die Konzentration auf die sogenannte Ursprungsaufgabe sein, die Unterstützung des Heeressanitätsdienstes. Während alle damit zusammenhängende Bereiche – Sanitätskolonnen, Rettungsdienst, Schwesternausbildung – erweitert und durch Drill und straffe Organisation "wehrmachtsgleich" werden sollen, überträgt man die Wohlfahrtsaufgaben an Parteiorganisationen oder stellt sie ganz ein.
Das Deutsche Rote Kreuz hat sich Ende der neunziger Jahre intensiv seiner Vergangenheit gestellt und eine umfassende Studie über seine Tätigkeit im Nationalsozialismus in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dieses Lernprozesses spiegeln das gewandelte Selbstverständnis der Organisation: "Für das heutige DRK ist uneingeschränkt zu betonen, dass wir eine ethisch-moralische Verpflichtung haben, dass eine Zeit wie der Nationalsozialismus nicht wiederkehrt, dass sich antisemitisches und ausländerfeindliches Gedankengut in Deutschland nicht erneut verbreitet..."