Im Ersten Weltkrieg herrscht Rohstoffmangel. Das Rote Kreuz sammelt ausgekämmtes Frauenhaar zur Herstellung von Treibriemen.
Am 1. August 1914 hat Kaiser Wilhelm II. zu den Waffen gerufen. Doch saloppe Sprüche wie "Zu Weihnachten sind wir wieder zu Hause" oder "Auf einen Kaffee nach Paris" haben sich bald als Mär entpuppt. Der angestrebte rasche Bewegungskrieg ist in einem frustrierenden Stellungskrieg erstarrt, und die britische Seeblockade führt zu einem drastischen Rohstoffmangel. Deshalb werden während des Krieges viele Produkte aus Ersatzstoffen hergestellt. Aus Kartoffelmehl wird Brot gebacken, der Kaffee wird mit Kleie gekocht, und Kleidung wird aus Brennnesseln oder Papierfasern angefertigt. Im wahrsten Sinne des Wortes wird jede Faser verwertet. Selbst ausgekämmtes Frauenhaar wird jetzt zum gefragten Rohstoff. Es ersetzt das nicht mehr lieferbare Kamelhaar, aus dem früher Treibriemen, Filzplatten und Dichtungen hergestellt wurden. Sie werden unter anderem für U-Boote gebraucht werden. Das Rote Kreuz ruft mit Plakaten "Ausgekämmtes Frauenhaar – ein wichtiger Kriegsrohstoff!" zur Spende auf. Der Grundsatz der Neutralität wird dem Patriotismus geopfert.
Die gesammelten Haare werden in speziell angefertigten Säckchen an die "Deutsche Frauenhaarsammlung" des Roten Kreuzes nach Magdeburg oder Augsburg geschickt und von dort aus an die entsprechenden Firmen weitergeleitet. Im Laufe der Zeit kommen hunderte von Tonnen zusammen. Fleißig sammeln die Schulmädchen mit, sie entwickeln sogar einen besonders patriotischen Sammeleifer. Um zu verhindern, dass sie ihre Haare extra fürs Vaterland abschneiden, nimmt das Rote Kreuz lediglich ihre ausgebürsteten Haare an.